Geschichte der Griechen in Görlitz und Zgorzelec

I. Im Zuge des I. Weltkrieges kam 1916 die fast 7.000 Mann starke 4. Griechische Armee unter Oberst Chatzopulos als "Gäste der Reichsregierung für die Dauer des Krieges" nach Görlitz. Sie lebten in einem Lager in der Oststadt und durften sich frei in der Stadt bewegen. Die Offiziere wohnten bei betuchten Görlitzer Familien und nutzten u.a. das Freisebad und das Tivoli zu ihren Vergnügungen. Sie gaben auch eine eigene Zeitung heraus. Etwa 200 Griechen blieben auch nach der Rückführung der Truppe 1923 in Görlitz, gründeten Familien und eröffneten Geschäfte. Vielleicht ist älteren Görlitzern z. B. noch der Schuhmacher Halaris in der Straßburg-Passage bekannt (bis 1968).

Feierlicher Trauerzug für den verstorbenen Oberst Chatzopulos unter großer Anteilnahme der Görlitzer

Bevölkerung. Er wurde wie insgesamt 133 hauptsächlich an der Spanischen Grippe verstorbene griechische Soldaten auf dem Städtischen Friedhof Görlitz beigesetzt.

Die Gräber wurden dann nach Ablauf der allgemeinen Liegezeit eingeebnet, wobei 7 Grabmale am Rande erhalten blieben aber in Vergessenheit gerieten und zuwuchsen. Als diese Anfang der 1990er zufällig wiederentdeckt wurden gab es umfangreiche Nachforschungen. Die Griechische Botschaft in Berlin finanzierte die Restaurierung und so wurden die 7 Grabmale am 19.05.1993 in einer Feierstunde im Beisein des Heeresattaches der Griechischen Botschaft feierlich enthüllt. Aus Anlass des Gedenkens des Kriegsbeginns wurden im Juni 2014 nun eine Grabplatte mit den Namen aller damals hier beigesetzten Soldaten sowie eine Erläuterungstafel aufgestellt.

2016 wurde im Zgorzelecer Park Paderewskiego ein Obelisk aufgestellt zum Gedenken an das ehemalige Lager an dieser Stelle.

II. Nach dem II. Weltkrieg und der damit verbundenen Spaltung der Stadt wurde das nach der Vertreibung der deutschen Einwohner zu diesem Zeitpunkt leere Zgorzelec (bis auf einige hundert polnischen Soldaten mit ihren Familien) ab 1948 mit fast 14.500 griechischen Bürgerkriegsflüchtlingen besiedelt. Diese flohen damals nach Bulgarien und wurden dann nach Polen geschickt und dort ab Sommer 1949 in Zgorzelec und Umgebung zusammengezogen. Nach dem Ende der Obristendiktatur 1974 konnten sie die Rückkehr in ihr Heimatland beantragen. Viele von ihnen durften aber ob der aberkannten Staatsbürgerschaft erst ab 1981 nach dem Sieg von Papandreou nach Griechenland zurück, einige blieben auch in Zgorzelec. 

1996 erinnerten die Zgorzelecer den griechischen Anteil an ihrer kurzen Stadtgeschichte und benannten eine Straße in Bulwar Grecki (Griechischer Boulevard) um und brachten eine Gedenktafel am Rathaus an. Aus Anlass der 60. Wiederkehr der Ansiedlung der Griechen stellte die Bevölkerung von Zgorzelec einen Gedenkstein am Bulwar Grecki auf.